Nicole hat die Runde der Osterhasenhelfer ins Leben gerufen. Viele Beiträge haben wir während dieser Aktion schon gelesen, viel gebastelt, dekoriert und auch für das leibliche Wohl war einiges dabei.
Bei mir geht es heute um Osterbräuche rund um den Karsamstag in Kärnten - genauer in Bleiburg. Eigentlich bin ich ja eine gebürtige Wienerin und habe "Ostern" im Jahr 2010 neu kennengelernt. Ich hab nicht schlecht gestaunt was da so alles abgeht :-). Ostern ist in Kärnten noch mehr Familienfest als Weihnachten - das hat mir schon meine damalige Chefin (die gebürtige Klagenfurterin ist) erklärt, als ich noch in Wien lebte. Damals wusste ich nicht so recht wie sie das meinte - mittlerweile ist es mir klar.
Am Karsamstag beginnt der Tag bei uns sehr zeitig. Bereits kurz vor 6 Uhr morgens sollte man sich schon mit einem feuerfesten Topf auf der Marktwiese einfinden.
Das Osterfeuer brennt bereits und viele Gläubige stehen im Kreis rundherum. Alles wartet auf die Segnung des Osterfeuers durch unseren Pfarrer. Pünktlich um 6 Uhr trifft er ein. Die Gebete und die Segnung dauern ein paar Minuten. Danach wird das Feuer freigegeben -
mittlerweile ist nur noch Glut da - und die Gläubigen stürzen sich drüber. Jeder nimmt etwas Glut mit nach Hause und zum Schluss schaut es etwas so aus...
Vor ein paar Jahren noch wurde mit der gesegneten Glut der Ofen angeheizt und darauf die Eier gekocht. Das ist uns jetzt nicht mehr möglich. Wir verwenden die Glut nur noch zum Räuchern.
Am Heimweg geht es bei der Bäckerei vorbei - für einen langen Tag braucht es ein gutes Frühstück mit frischem Gebäck. Bis zur Osterjause am späten Nachmittag gibt es nichts mehr. Dann schmeckt die Osterjause nachher umso besser.
Am Vormittag werden die Eier gekocht und gefärbt - das ist immer recht lustig und die Zeit vergeht wie im Flug.
Schön langsam wird es Zeit den Osterkorb für die Speisensegnung herzurichten. In den Korb kommt natürlich der Osterschinken, gefärbte Eier, Kren, Selchwürste, wer mag eine geräucherte Zunge und der Kärntner Reindling - natürlich auch selbst gebacken. Über die Speisen wird eine - meist handgestickte - Weihkorbdecke gelegt. Die Stickmotive sind meist traditionell gehalten, oft sind Kreuze dargestellt oder das IHS-Zeichen eingestickt oder eben beides.
Sie wird nur einmal im Jahr gebraucht und ist manchmal schon sehr alt und wertvoll, weil sie über Generationen von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde. Meine Weihkorbdecke habe ich von meiner SchwiMu geerbt. Die für das kleine Körbchen (links) habe ich vor ein paar Jahren gestickt und unseren Junior damit zur Weihe geschickt. Auf die Decke wird noch ein kleines Sträußchen frische Blumen gelegt.
Bei uns ist um 15.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche die Speisensegnung. Wenn es das Wetter erlaubt, gehen wir in Tracht - Dirndl und Lederhose - zur Speisensegnung. Dieses Jahr stehen die Chancen recht gut, weil Ostern ja recht spät ist und man davon ausgehen kann, das es schon wärmer ist.
Anschließend geht es ohne Umwege direkt nach Hause und DIE Osterjause wird vorbereitet.
Die traditionelle Osterjause in Kärnten - was ist das genau?
Der Reindling bildet die süße Basis - Geselchtes, Schinken & Co brauchen ja eine gute Unterlage. Ob dieser nun gefüllt oder ungefüllt auf den Tisch kommt ist Regional unterschiedlich. Bei uns kommen nur Zucker, Zimt und Rosinen (oder mit ohne Rosinen) hinein. Näheres hat euch das Osterhelferlein Ingrid hier schon erzählt.
Ähm... das sind meine Reindlinge und auch mein Geschirr... so ein Zufall, dass Ingrid auch so eines hat.
Keinesfalls darf der Osterschinken fehlen, der ist jedem Kärntner heilig und wird oft noch selbst gemacht. So auch bei uns. Wochen vorher wird der Schinken ein paar Tage eingesalzen, dann wochenlang in der Sur recht kühl gelagert bis er dann zum Selchen gebracht wird. Von dort zurück wird er noch ein paar Stunden - je nach Größe - bei knapp 80°C gekocht. Aus dem Kochtopf heraus wird er dann mit kaltem Wasser abgeschreckt und darf dann abkühlen und bis zum Karsamstag ruhen. Fertig!
Ob der Schinken gut geworden ist, weiß man dann aber erst bei der Jause. Der Schinken wir dann in etwas dickeren Scheiben aufgeschnitten und serviert.
Ob der Schinken gut geworden ist, weiß man dann aber erst bei der Jause. Der Schinken wir dann in etwas dickeren Scheiben aufgeschnitten und serviert.
Zur traditionellen Osterjause gehört eine Zunge - bevorzugt vom Rind - in jedem Fall dazu. Diese wird im Gegensatz zum Schinken hauchdünn aufgeschnitten.
Ebenfalls einen fixen Platz am Kärntner Ostertisch haben Selchwürste, dazu gibts frisch geriebenen Kren. Der muss schön in den Augen brennen wenn man zuviel davon erwischt oder seine Nase zu weit in das Glas steckt.
Und natürlich gefärbte Eier - die sind ein echter Hingucker. Mit denen kann man toll Eierpecken - kennt ihr das?
Der Kren - wie oben erwähnt - am besten frisch gerieben darf auch nicht fehlen. Er soll dem Schinken die nötige Schärfe geben und bildet einen Gegensatz zum süßen Reindling - diese Mischung ist aber nicht jedermanns Sache.
Zu all den Köstlichkeiten aus dem Osterkorb kommt noch der "Motschga" (ob man den sooo schreibt weiß ich nicht - aber ausgesprochen wird er so) dazu.
Die harten Eier werden mit einem speziellen Eierschneider "gesechstelt" und in eine Salatschüssel gegeben. Darüber kommt Apfelessig, etwas Wasser und frisch geriebener Kren. Das alles wird ganz vorsichtig überhoben - nicht gerührt, sonst gibts nur "Gatsch" und zum Schinken gereicht.
Die harten Eier werden mit einem speziellen Eierschneider "gesechstelt" und in eine Salatschüssel gegeben. Darüber kommt Apfelessig, etwas Wasser und frisch geriebener Kren. Das alles wird ganz vorsichtig überhoben - nicht gerührt, sonst gibts nur "Gatsch" und zum Schinken gereicht.
Nach der Osterjause darf oder muss ( -> Bauch voll - schließlich wartet man Wochenlang sehnsüchtig auf den Schinken und isst bestimmt etwas über den Hunger) man rasten... manchmal ist es aber mit dem Rasten nicht weit her - es könnte unangekündigter Besuch erscheinen. Und der Besuch kommt zum Schinken kosten... denn Schinken ist nicht gleich Schinken. Der schmeckt überall anders und muss probiert werden. Es gibt sozusagen jeder seinen "Senf" dazu :-). (Wir gehen dann am Ostersonntag und am Ostermontag zu Familie und Freunden Schinken probieren - aber angemeldet). Es wird gemunkelt, dass man zu Ostern 7 verschiedene Schinken essen muss/soll/kann... ich konnte dazu aber nichts überliefertes finden.
Am Abend darf man sich dann entscheiden ob man in die Kirche zur Auferstehung geht oder in das ca. 5km entfernte St. Georgen fährt. Dort nehmen nämlich um 21 Uhr die Fackelträger Aufstellung.
Der Brauch des Fackeltragens verkündet die Auferstehung von Jesus Christus und soll das Ende des Winters ankündigen, sowie den Bauern ein gutes ertragreiches Jahr bringen.
Die Fackeln bestehen aus einem 4-6m langem Fichtenstamm und ca. 200 Stück Holzkeilen, mit denen der Stamm aufgespalten wird.
So eine Fackel kann 20 - 80 kg schwer sein - je nach Fackelträger. Denn der muss die Fackel - die bis zu einer Stunde brennt - auch tragen können. Die Fackelträger machen mit den Fackeln Figuren und drehen sich.
Am Ende der Prozession wird dann ein Fackelkreuz entzündet.
Wieder daheim bilden den Abschluss unseres Karsamstages die Ostersänger - diese gibt es in dieser Form nur bei uns in Bleiburg und sie gehen ab Mitternacht durch die Altstadt und singen das Lied...
DER HEILAND IST ERSTANDEN
DER HEILAND IST ERSTANDEN - HALLELUJAH
BEFREIT VON TODESBANDEN - HALLE-HALLELUJAH
DER ALS EIN WAHRES OSTERLAMM FÜR UNS DEN TOD ZU LEIDEN KAM
FÜR UNS DEN TOD ZU LEIDEN KAM HALLE - HALLELUJAH
NUN IST DER MENSCH GERETTET - HALLELUJAH
UND SATAN ANGEKETTET - HALLE - HALLELUJAH
DER TOD HAT KEINEN STACHEL MEHR DER STEIN IST WEG, DAS GRAB IST LEER,
DER STEIN IST WEG, DAS GRAB IST LEER - HALLE - HALLELUJAH
DER SIEGER FÜHRT DIE SCHAREN - HALLELUJAH
DIE LANG GEFANGEN WAREN - HALLE - HALLELUJAH
IN SEINES VATERS REICH EMPOR DAS ADAM SICH UND UNS VERLOR
DAS ADAM SICH UND UNS VERLOR - HALLE – HALLELUJAH
und haben ihre eigene Interpretation. Dieser Brauch wird seit ca. 1850 in Bleiburg praktiziert. Die Ostersänger werden von vielen Bewohnern erwartet, so auch von uns.
Ohne Licht aufzudrehen öffnen wir die Fenster wenn sie Aufstellung genommen haben und lauschen dem Gesang. Nach dem Lied und einem kräftigen "Frohe Ostern" gibts dann noch eine Kleinigkeit für die Sänger.
Jetzt erst ist auch für uns der Karsamstag zu Ende... und morgen sind wir noch bei Sabrina zu Gast. Ich bin schon sehr gespannt was sie zu berichten weiß.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein Frohes Osterfest!
Verlinkt wird zu den Osterhasenhelfern.
Bis bald
I & Du
Ich bin ganz entzückt und habe mit viel Interesse deinen Post gelesen. Ich mag Tadtionen, auch wenn es sie bei uns so gar nicht gibt. Aber ich finde auch wichtig sie zu erhalten. Es hört sich nach einem ausgefüllten Karsamstag an, der bei mir hier ganz im Zeichen des Backens für morgen steht, wenn lieber Besuch kommt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und schöne Ostern, Martina
Das war ein sehr interessanter Beitrag. Ich finde es immer sehr spannend, zu erfahren, wie in anderen Ländern Ostern gefeiert wird.
AntwortenLöschenFrohe Ostern wünsche ich dir und deinen Lieben.
Grüße Tina
Liebe Karin,
AntwortenLöschendanke für deinen ausführlichen Bericht! Ich bin fasziniert von den verschiedenen Bräuche die sich um die verschiedenen Feste entwickelt haben.
Liebe Grüße, Marita
Servus Karin, ach ist das schön bei euch, hier in Wien macht mach auch vieles mit der Familie aber sonst ist eher alles unpersönlicher.
AntwortenLöschenAls gebürtige Waldviertlerin kenne ich es aber auch noch traditionell schön.
Lg und sonnige Ostertage aus Wien.
Es ist schön wenn Brauchtum gelebt wird! Bei uns gibt es auch solche Bräuche. Frohe,gesegnete Ostern wünsche ich dir.Lg Hilde
AntwortenLöschenDas ist ja ein volles Programm liebe Katrin.
AntwortenLöschenSolche Bräuche und Traditionen sind toll, auch wenn wir hier nicht so viel Wert drauf legen.
Eigentlich ist bei uns an Karfreitag nur der Fisch Pflicht...
Fleisch gibt es da keins.
Dir Danke fürs Mitmachen und ganz lieben Gruß
Nicole
Das ist ein sehr spannender Bericht und vieles ist ähnlich, vieles aber auch ganz anders wie hier ... die Geschichte mit dem Schinken probieren erinnert mich ans Christbaumloben hier. Viele Grüße und frohe Ostern! Ingrid
AntwortenLöschenLiebe Karin,
AntwortenLöschenda hat man dir nicht zuviel angekündigt, denn das ist wirklich noch das volle, traditionelle Brauchtum, wie bei euch Ostern gefeiert wird.
Schön, wenn auch in unserer schnelllebigen Welt Zeit dafür bleibt!
Frohe Ostern und liebe Grüße nach Kärnten,
Ingrid
Liebe Karin,
AntwortenLöscheninteressant, wie unterschiedlich die Gepflogenheiten sind, aber schön ist, dass das Brauchtum noch gepflegt wird.
Einen schönen Ostermontag wünscht und liebe Grüße nach Kärnten sendet Heike
Hallo Karin,
AntwortenLöschenetwas spät, aber sehr interessiert lese ich gerade deinen Beitrag und staune, dass ihr schon vor Ostersonntag die Auferstehung feiert und Hallelujah singt. - Das geht hier in unserer Kirche gar nicht.
Die Traditionen sind nicht so umfangreich und tagesbestimmend, aber die Speisensegnung kenne ich auch.
Vielen Dank für deinen interessanten Bericht und gesegnete Ostern dir.
Claudiagruß
... von der, die als Kind jahrelang mit den Eltern immer wieder Sommerurlaub in Kärnten (Neudorf bei Hermagor) gemacht hat...